Praxis für Kurzzeit- und Hypnotherapie
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Zwänge

Jeder Mensch ist bestimmten Alltagszwängen unterworfen. So müssen die Meisten beispielsweise unter der Woche zu einer bestimmten Zeit aufstehen, damit sie pünktlich bei der Arbeit oder in der Schule sind. Auch eine gewisse Körperhygiene – wie regelmäßiges Duschen und Kleider wechseln – ist eine wichtige Voraussetzung für ein ungetrübtes Sozialleben. Diese „normalen“ Zwänge sind für die Bewältigung des täglichen Lebens unerlässlich und werden auch entsprechend anerzogen und gefördert.

 

zwaenge_160Der Begriff „zwanghaftes Verhalten“ umfasst nun ein breites Spektrum an Verhaltensweisen. Darunter fallen vollkommen harmlose Angewohnheiten – wie bestimmte Begrüßungsrituale innerhalb der Familie – aber auch kraft- und zeitraubende Verhaltensmuster, die den Alltag des Betroffenen stark beeinflussen können. Der Übergang von „normalem“ zu „zwanghaftem“ Verhalten verläuft oft fließend und ist von außen entsprechend schwer zu erkennen. So können eine ganze Reihe harmloser Hobbys unter Umständen an eine Zwangsstörung erinnern. Wann aber hört das entspannende Vergnügen auf und fängt der so genannte Sammelzwang an?

 

Generell gilt:

 

Je stärker das zwanghafte Verhalten von dem sonst üblichen Verhalten abweicht und je mehr es den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben behindert und einengt, desto eher wird man von einer Störung oder Erkrankung sprechen.

 

 

Folgende Zwänge lassen sich unterscheiden:

 


Zwangshandlungen
sind meist aufgrund von Zwangsimpulsen oder Zwangsbefürchtungen vorgenommene Handlungen, die ausgeführt werden, obwohl der Kranke sich innerlich dagegen sträubt oder sie gar als unsinnig erkennt. So etwa: zwanghaft wiederholte Kontrollen der Wasserhähne oder das zwanghafte Waschen der Hände nach der Berührung mit Objekten, die man für gefährlich hält.

 

Zwangsbefürchtungen sind Ängste, die sich angesichts bestimmter Objekte oder Situationen aufdrängen, ohne daß objektiv Gründe dafür vorliegen. Beispiele sind die Angst, durch Berührung von Münzen mit Tollwut angesteckt zu werden, oder aber die Angst, daß durch das Ausgeben eines Geldscheines, der eine 19 in der Seriennummer enthält, einem lieben Menschen ein schreckliches Unheil droht. Statt Angst kann in einigen Fällen ein Ekelgefühl im Vordergrund stehen, so z.B. beim Berühren von Türklinken, wenn die Befürchtung besteht, sie könnten mit Schimmelpilz in Kontakt gekommen sein.

 

Zwangsgedanken sind Gedanken oder bildhafte Vorstellungen, die scheinbar ins Bewußtsein „einschießen“ und schwer abgestellt werden können, auch dann, wenn der Betroffene sie als sinnlos erlebt. Beispiel von Zwangsgedanken: Einer Mutter drängt sich immer wieder die Idee auf, sie könnte ihr Kind unabsichtlich verletzen; ein Konzertbesucher wird immer wieder von dem Gedanken geplagt, er könnte plötzlich obszöne Worte in den Raum schreien.

 

Zwangsgrübeleien sind immer wiederkehrende und sich wiederholende Gedankenketten. Sie können Probleme des täglichen Lebens betreffen, führen aber zu keinem Ergebnis, weil sie immer wieder im Kreise verlaufen. Eine Hausfrau grübelt: Habe ich den Küchenboden gesäubert? Habe ich ihn wirklich saubergemacht? Wann ist er wirklich sauber? Könnte es sein, daß er an der Oberfläche zwar sauber, aber in der Tiefe noch schmutzig ist? Zwangsgedanken können aber auch ganz banale Angelegenheiten betreffen: Hat die Sprecherin im Femsehen die neue Frisur, weil ihr Ehemann oder der Chef es so wollten? Wenn sie sie selbst ausgesucht hat, gefällt sie dann dem Ehemann und dem Chef? Oder nur dem Ehe-mann und nicht dem Chef? Darüber hinaus können Zwangsgedanken sich aber auch mit sehr ausgefallenen und bizarren Fragen beschäftigen: Rechnet der liebe Gott nach dem Dezimal- oder nach dem binären System? – Was wäre aus dem Volk Israel geworden, wenn das Rote Meer sich nicht vor Moses geteilt hätte?

 

Zwangsimpulse sind sich immer wieder zwanghaft gegen inneren Widerstand aufdrängende Antriebe, bestimmte Handlungen auszuführen. So kann z.B. der Impuls erlebt werden, alte Zeitungen vor dem Wegwerfen immer wieder darauf zu kontrollieren, ob nicht wichtige Geschäftspapiere dazwischengeraten sind. Ein anderes Beispiel ist der Impuls, beim Femsehen immer wieder die Jackenknöpfe der Schauspieler zu zählen.