Praxis für Kurzzeit- und Hypnotherapie
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Essstörungen

Allgemein

Essstörungen stellen ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Problem dar. Obwohl sich Betroffene der unterschiedlichen Krankheitsbilder u. a. in ihrem Erscheinungsbild beträchtlich unterscheiden, ist es doch allen Essgestörten gemeinsam, dass das lebensnotwendige „Essen“ ein erhebliches psychosomatisches Problem, oft mit körperlichen, psychischen und sozialen Konsequenzen geworden ist.

 

Führt der Umgang mit der Nahrung zu körperlichen und seelischen Problemen, spricht man von Essstörungen im Sinne einer Krankheit. Das Leben der Betroffenen wird von ihrer Ernährung dominiert.

 

 

Magersucht

Magersüchtige sind auffallend dünn. Sie stehen nicht mehr in Kontakt zu ihrem Körper, wichtig ist ihr Kopf, der kontrolliert und steuert. Der Körper ist ihr Feind, der gierig und bedürftig ist und bekämpft werden muss. Die Kontrolle gibt ihnen das Gefühl autonom und unabhängig zu sein. Betroffene kochen gern und viel für andere, essen selbst davon jedoch nichts oder täuschen das Essen vor. Magersüchtige kommen meist – von außen gesehen – aus sehr harmonisch erscheinenden Familien und hatten in dieser überbehüteten Atmosphäre keine Chance sich selbst auszuprobieren und eine eigene Identität zu entwickeln. Im Verlauf der Erkrankung kapseln sich Betroffene immer stärker ab. Niemand ist ihnen gut genug. Schwarzweißdenken und depressive Verstimmungen machen den Umgang mit ihnen schwer. Dringender Handlungsbedarf für Angehörige und Freunde besteht, wenn Betroffene apathisch reagieren, nur noch mit leiser Stimme sprechen, kraftlos sind und bei dem kleinsten Konflikt mit Weinen reagieren. Dies sind Alarmsignale, die als ersten Schritt einen Arztbesuch nötig machen. Doch: Auffallend schlanke Menschen sind nicht automatisch magersüchtig!

 

 

Übergewicht, Fettsucht, Adipositas

In den westlichen Industrienationen ist in den letzten Jahrzehnten eine enorme Zunahme der Zahl übergewichtiger Menschen zu beobachten. Allein in Deutschland weist Studien zufolge nur noch etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung ein gesundheitlich wünschenswertes Körpergewicht auf. Besonders besorgniserregend ist der Umstand, dass auch unter Kindern und Jugendlichen vermehrt Übergewicht auftritt. Übergewicht bzw. Fettsucht ist eine chronische Krankheit, die mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einhergeht und zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. Berechnungen zu Folge würde z.B. die mittlere Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung in den USA um 4 Jahre steigen, wenn es gelänge, alle Erwachsenen auf ihr Normalgewicht zu bringen. Eine grundsätzlich erfolgreiche Krebstherapie würde im Vergleich hierzu nur eine Erhöhung der mittleren Lebenserwartung um 2 Jahre bewirken. In Ländern mit ausreichender Versorgung an Nahrungsmitteln entwickelt sich Übergewicht somit zu einem Problem mit erheblicher sozialmedizinischer und sozialpolitischer Bedeutung.

 

Übergewicht, ab einem bestimmten Grad auch Fettsucht (lat. Adipositas) oder Fettleibigkeit genannt, ist eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts, die zur Erhöhung des Körpergewichts führt.

 

Als Berechnungsgrundlage für die Gewichtsklassifikation dient dabei der so genannte Körpermassenindex (Body Mass Index, BMI), der sich aus dem Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat ergibt.

 

Untergewicht < 18.5 niedrig
Normalgewicht 18.5-24.9 durchschnittlich
Präadipositas 25-29.9 gering erhöht
Adipositas Grad I 30-34.5 erhöht
Adipositas Grad II 35-39.9 hoch
Adipositas Grad III 40 und höher sehr hoch

 

Übergewicht geht mit einem erhöhten Risiko für die Ausbildung von Stoffwechsel – bzw. Herz – Kreislauferkrankungen einher. Um den Grad des individuellen Risikos für einen Patienten einschätzen zu können, spielt neben der Beurteilung des Körpergewichts auch die Bestimmung des Fettverteilungsmusters eine große Rolle. Ein einfaches Maß ist hierbei die Schätzung des Bauchfetts durch die Messung des Taillenumfangs. Bei einem Taillenumfang von mehr als 80 cm bei Frauen bzw. mehr als 94 cm bei Männern ist das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht. Bei einem Umfang von mehr als 88 cm bei Frauen bzw. mehr als 102 cm bei Männern liegt eine Bauchfettsucht (abdominale Adipositas) mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechsel – bzw. Herz – Kreislauferkrankungen vor.

 

Übergewicht ist in den westlichen Industrieländern eine besonders häufige Erkrankung, wobei die Anzahl der Neuerkrankungen seit Jahrzehnten steigt. Schätzungen zu Folge weisen etwa 18 – 25 % der Deutschen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren einen Body Mass Index (BMI) von über 30 auf und gelten somit als adipös. Bei 1 – 2 % liegt der BMI sogar bei 40 und höher. 30 – 49 % haben einen BMI zwischen 25 und 29.9, sind also mäßig übergewichtig. Damit hat nur noch etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland ein Körpergewicht, das nicht mit erhöhten Krankheitsrisiken verbunden ist. Im jüngeren Lebensalter sind eher Männer von Übergewicht betroffen, ab dem vierzigsten Lebensjahr überwiegt der Anteil der Frauen.

 

Ein besonderes Problem ist die Tatsache, dass auch die Zahl übergewichtiger Kinder seit Jahren dramatisch ansteigt.

 

 

Entstehungsmechanismen:
Grundsätzlich steigt das Körpergewicht dann, wenn dem Körper mehr Energie in Form von Kalorien zugeführt wird, als er verbrauchen kann. In diesem Fall wird von einer positiven Energiebilanz gesprochen. Werden Fette und Kohlenhydrate bei einer Mahlzeit in übermäßiger Menge aufgenommen, können die Fette nicht ausreichend abgebaut werden, so dass es zur Einlagerung von Fett in den Fettzellen kommt. Beim Erwachsenen steigt also mit dem Grad der Fettleibigkeit der Gehalt und damit auch die Größe der Fettzellen an. Gleichzeitig nehmen Anzahl und Empfindlichkeit der so genannten Insulinrezeptoren („Insulinempfänger“) im Fettgewebe ab. Die Ansprechbarkeit der Fettzellen auf das Hormon Insulin sinkt, und sie können den durch Nahrungsaufnahme ansteigenden Blutzucker (Glukose) nicht mehr ausreichend verwerten. Das Hungergefühl wächst.

 

Daneben bewirkt die zunehmende Anlagerung von Fett eine starke Wärmeisolierung. Besteht gleichzeitig ein Mangel an körperlicher Bewegung, wird zwar Energie durch die Nahrung aufgenommen, jedoch kaum noch in nennenswerter Weise abgegeben.

 

Bestimmte Hormone, körperliche Bewegung und die Nahrungsmenge haben entscheidenden Einfluss auf die Größe und Anzahl der Fettzellen. Kortison z.B. erhöht die Beladung der Fettzellen, während Androgene die Zahl der Fettzellen reduzieren, ohne das Volumen der Zellen selbst zu beeinflussen. Hungerzustände und körperliche Bewegung bewirken eine Verkleinerung der Fettzellgröße. Überhaupt scheint im Erwachsenenalter die Anzahl der Fettzellen im Gegensatz zu ihrem Gehalt an Fett kaum noch beeinflussbar zu sein, weshalb die Therapie von Übergewicht bzw. Adipositas häufig sehr schwierig ist und nur durch grundlegende Veränderungen der Lebensweise langfristig erfolgreich sein kann.

 

Ursachen:
Übergewicht entsteht, wenn die Energiezufuhr durch Nahrungsaufnahme größer ist als der allgemeine Energieverbrauch des Körpers. Verschiedene Faktoren können zu einer solchen positiven Energiebilanz führen. In Ländern, in denen ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, ist es weit verbreitet, dass Menschen erheblich mehr Kalorien zu sich nehmen, als sie für die Deckung ihres Energiebedarfs benötigen. Wesentlicher Grund hierfür ist die Zusammensetzung der aufgenommenen Nahrung mit einem übermäßigen Anteil an Fetten und Kohlenhydraten und einem geringen Gehalt an Ballaststoffen. Unterschätzt wird häufig auch der Energiegehalt der zugenommenen Getränke, wie Fruchtsäfte oder Bier. Darüber hinaus spielen Störungen im Essverhalten eine bedeutende Rolle. Einige Übergewichtige essen häufiger und vor allem schneller als normalgewichtige Menschen. Bei der Nahrungsaufnahme kommt es durch die Dehnung des Magens zur Aussendung nervaler Impulse an das Gehirn, die das Sättigungsgefühl herbeiführen. Wird zu schnell gegessen, stellt sich dieses Sättigungsgefühl erst ein, wenn bereits mehr Nahrung als eigentlich benötigt aufgenommen wurde. Mangelnde körperliche Bewegung stellt in der modernen Gesellschaft ein großes Problem dar. Der daraus resultierende geringe Energieverbrauch begünstigt entscheidend die Entstehung von Übergewicht und Adipositas.

 

Psychische Faktoren:
Seelische Unausgeglichenheit, Ärger, Ängste, Stress oder Langeweile sind häufig der Auslöser für gestörtes Essverhalten, z.B. für so genannte „Heisshungerattacken“ oder „Frustfraß“.

 

Die Frustration nicht wieder abnehmen zu können, führt zu einem Teufelskreis, der Patienten immer frustierter zum essen greifen läßst.

 

Auch Selbstwertstörungen, ich mag nicht mehr an den Strand gehen, raus gehen, etc., sind in vielen Fällen die Ursache, dass nur noch Essen ein kurzfristiges Gefühl von Befriedigung auslösen kann.

 

 

Genetische Ursachen:
Da Übergewicht und Adipositas in bestimmten Familien häufiger vorkommen als in anderen, scheinen genetische Ursachen eine wichtige Rolle bei ihrer Entstehung zu spielen. So wird vermutet, dass der individuelle Grundumsatz im Stoffwechsel eines Menschen genetisch festgelegt ist. Dabei handelt es sich um die Anzahl an Kalorien, die im Ruhezustand vom Körper verbraucht werden. Manche Menschen verbrauchen in Ruhe viele Kalorien, so dass sie entsprechend viel essen können, ohne zu zu nehmen. Andere dagegen haben nur einen geringen Grundumsatz und nehmen schnell an Körpergewicht zu. Hinsichtlich der Häufung des Auftretens von Übergewicht in bestimmten Familien werden neben genetischen Ursachen jedoch vor allem auch die Weitergabe von Ernährungs- und Verhaltensgewohnheiten diskutiert.

 

Gesundheitliche Folgen:
Übergewicht bzw. Adipositas gehen mit einem hohen Risiko für die Ausbildung verschiedenster Erkrankungen und daher mit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung einher.

 

Diabetes mellitus:
Übergewicht führt sehr häufig zur Entwicklung eines Diabetes mellitus vom Typ II (Zuckerkrankheit). Steigt nach einer Mahlzeit der Blutzucker (Glukose) an, produzieren die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin und geben dieses an das Blut ab. Insulin bewirkt über die Vermittlung so genannter Insulinrezeptoren („Insulinempfänger“), dass bestimmte Körperzellen, vor allem im Muskel- und Fettgewebe, Glukose aus dem Blut aufnehmen und zur Energiegewinnung verwerten können. Bei dauerhaft überreicher Ernährung sinken durch das Überangebot an Glukose und den damit verbundenen chronisch erhöhten Insulinspiegel Sensibilität und Anzahl der Insulinrezeptoren an den Körperzellen. Das freigesetzte Insulin reicht somit nicht mehr aus, um den Glukoseüberschuss abzubauen, weshalb der Körper unter einem relativen Insulinmangel leidet und neues Insulin bilden muss. Die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse werden über längere Zeit vermehrt beansprucht, was schließlich zu ihrer Erschöpfung und damit zur Ausbildung eines so genannten insulinresistenten Diabetes mellitus vom Typ II führt. Die Einschränkung der Insulinsensitivität beginnt bereits bei einem Body Mass Index (BMI) zwischen 25 und 30. In Deutschland leben etwa 5 Millionen Typ-II-Diabetiker. Nach einer erfolgreichen Senkung des Körpergewichts durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten im Zusammenhang mit Bewegungstherapie nehmen in vielen Fällen Sensibilität und Anzahl der Insulinrezeptoren wieder zu, so dass der Betroffene unter Umständen sogar auf eine Insulintherapie verzichten kann.

 

Stoffwechselstörungen:
Übergewicht verursacht Veränderungen im Fettstoffwechsel, wobei es zu einem Überangebot von Cholesterin und Triglyceriden im Blut kommt. Die Konzentration von so genanntem HDL-Lipoprotein, das für den Abtransport von Cholesterin aus dem Körpergewebe in die Leber verantwortlich ist und auf diese Weise dessen Abbau unterstützt, sinkt. Die Konzentration an LDL-Lipoprotein dagegen steigt an. LDL enthält besonders viel Cholesterin und begünstigt eine Schädigung der Blutgefäßwände in Form von Verkalkung (Arteriosklerose). Weitere Folgen chronisch erhöhter Blutfettwerte sind eine Verfettung der Leber (Fettleber) und die Bildung von Gallensteinen. Störungen im so genannten Purinstoffwechsel mit einer Steigerung der Harnsäurekonzentration bewirken die Entstehung von Gicht.
Herz – Kreislauerkrankungen: Übergewicht stellt für das Herz – Kreislaufsystem eine starke Belastung dar. Folgeerscheinungen wie Diabetes mellitus und Störungen im Fettstoffwechsel führen zur Schädigung der Blutgefäße (Arteriosklerose) und begünstigen somit die Entstehung von Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzerkrankungen, wie koronarer Herzkrankheit (Angina pectoris) oder Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz).

 

Lungenerkrankungen: Große Fettpolster behindern den normalen Atemmechanismus. Kurzatmigkeit (Dyspnoe) und chronischer Sauerstoffmangel (Zyanose) sind die Folge. Während des Schlafens kommt es zur Ausbildung des so genannten Schlaf-Apnoe-Syndroms. Starkes Schnarchen in Verbindung mit Atemaussetzern führen hierbei zu ständigen Unterbrechungen des Schlafes, weshalb die Betroffenen tagsüber sehr müde und abgeschlagen sind.

 

Tumorerkrankungen: Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko, an bösartigen Tumoren im Bereich des Darms (Kolon, Rektum), der Prostata, der Gebärmutter, der Eierstöcke, der Brust und der Niere zu erkranken.

 

Magen – Darm – Erkrankungen: Mehr als 35 % aller übergewichtigen Frauen leiden an Erkrankungen der Gallenwege, vor allem an Entzündungen der Gallenblase (Cholezystitis) und der Bildung von Gallensteinen (Cholezystolithiasis). Bei 95 % aller Übergewichtigen findet sich eine leichte Verfettung der Leber, bei 35 % sogar eine Fettleber, an. Auch die so genannte Refluxkrankheit verbunden mit einer Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis) ist bei Übergewicht häufig.

 

Gelenkbeschwerden:
Dauerhaftes Übergewicht führt zu einer Überbelastung der Gelenke, insbesondere im unteren Wirbelsäulenbereich, in den Hüftgelenken sowie in Knie- und Sprunggelenken. Frühzeitige Abnutzungserscheinungen (Arthrosen) mit Schmerzen in den betroffenen Gelenken sind die Folge.

 

Einschränkung der Lebensqualität: Starkes Übergewicht bedeutet in vielen Fällen eine erhebliche Herabsetzung der Lebensqualität. So sind extrem fettleibige Menschen in ihrer Beweglichkeit und ihrem Bewegungsradius sehr eingeschränkt. Sie leiden unter Kurzatmigkeit und geraten leicht ins Schwitzen. Zunehmende Schmerzen in den stark belasteten Gelenken verstärken den Hang zur wenigen körperlichen Bewegung. Sitzgelegenheiten, z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, sind häufig zu klein und entsprechend unbequem. Die körperliche Hygiene leidet mitunter, da die Betroffenen auf Grund der Fettmengen nicht alle Körperregionen erreichen können. Viele Aktivitäten des täglichen Lebens sind für stark übergewichtige Menschen nur eingeschränkt möglich.

 

Psychosoziale Konsequenzen: Obwohl Fettleibigkeit in einigen Kulturen dem Schönheitsideal entspricht, führt sie bei extremer Ausprägung in unseren Breiten häufig zu einer sozialen Ausgrenzung der Betroffenen. Depressivität, Ängstlichkeit in sozialen Situationen und eine Minderung des Selbstwertgefühls sind die Folge. Die starke Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit, die mit einer erheblichen Reduzierung der Lebensqualität in vielen Bereichen verbunden ist, verstärkt die seelische Belastung zusätzlich.