Ängste und Panikattacken
Allgemeines:
Terror, Milzbrand, Katastrophen: In diesen Tagen gibt es viele Gründe, sich zu fürchten. Für manche Menschen wird das Gefühl der Bedrohung zum Dauerzustand.
Wir alle haben Angst: vor dem Fliegen, der Grippewelle, dem Examen, dem Weltkrieg, dem Verlassenwerden, dem Zahnarzt. Ängste – kollektive wie individuelle – kommen und gehen, werden durch irgendetwas ausgelöst, lassen nach, werden überwunden. Sie führen manchmal dazu, dass wir unser Verhalten ändern, sie schützen aber auch vor Risiken und Gefahren. Angst kann Leben retten. Was aber geschieht, wenn sie außer Kontrolle gerät, wenn sie krank macht und selbst zur Krankheit wird?
In Deutschland hat mehr als ein Viertel der Bevölkerung einer großen Bestandsaufnahme des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie zufolge schon einmal an krankhaften Ängsten gelitten, Frauen gut doppelt so oft wie Männer.
Eigentlich ist Angst ein gutes Gefühl. Sie warnt uns und beschützt uns vor Gefahren. Ein Leben ohne Angst ist genauso unmöglich, wie ein Leben ohne Schmerzen. Doch bei vielen Menschen kehrt sich die Angst gegen den Menschen selber, fast so wie bei einer Allergie, bei der sich auch das den Menschen schützende Abwehrsystem gegen den eigenen Körper kämpft. Nicht nur Allergien breiten sich ständig weiter aus, sondern auch Angsterkrankungen nehmen in einem erschreckenden Ausmaß zu. Manche Forscher sprechen schon von dem neuen Jahrtausend der Angst. Millionen von Menschen in Deutschland leiden unter Ängsten und deren Folgen und können das Leben zur Hölle machen.
Angst ist ein Gefühl, das wohl jedem Menschen bekannt ist.
Grundsätzlich kann sie als ein unangenehm empfundenes Gefühl von Bedrohung beschrieben werden. In diesem Rahmen hat Angst eine wichtige lebenschützende Bedeutung, da sie ein Alarmsignal ist, das Aktivitäten zur Beseitigung einer Gefahr auslösen kann. Nach Beseitigung dieser Bedrohung sollte aber auch die Angst verschwinden.
Unter Angst- und Panikstörungen versteht man ohne entsprechende Bedrohung auftretende Angstzustände. Etwa 15–20% der Menschen leiden irgendwann unter einer Angststörungen. In der Allgemeinpraxis sind mehr als 10% der Patienten davon betroffen. Weniger als 50% der Fälle werden diagnostiziert und nur ein kleiner Teil wird behandelt. Gründe dafür sind: Scham der Patienten, über Angst zu sprechen, Befürchtungen, als psychisch krank etikettiert zu werden oder einseitige Wahrnehmung körperlicher Symptome. Viele Ärzte sind mit der Diagnose und Therapie von Angststörungen noch wenig vertraut, was zu einseitiger körperlicher Abklärung führen kann. Erschwert wird die Diagnose oft auch durch andere, gleichzeitig vorliegende Störungen (Konmorbidität). Etwa 10 % der Bevölkerung leidet an Angstzuständen von einem behandlungsbedürftigen Ausmaß. Bei fehlender Therapie wird die Erkrankung häufig chronisch und es kommt zum sozialen Rückzug, zum Medikamenten- oder Drogenmissbrauch, vor allem von Alkohol.
Im Zusammenhang mit diesen Störungen treten sowohl seelische als auch körperliche Beschwerden auf. Die Folgen der Erkrankung führen häufig zu einer starken Beeinträchtigung des sozialen Lebens.
Häufigkeit
Angst ist eine der häufigsten psychischen Störungen. Bei etwa 10% der Allgemeinbevölkerung findet sich Angst in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Grundlagen
Angst äußert sich sowohl auf der Ebene seelischen Erlebens, als auch durch körperliche Symptome und Veränderung des Verhaltens. Oft steht beim Betroffenen nicht das subjektive Erleben von Angst im Vordergrund der Symptomatik, sondern körperliche Beschwerden, wie Schwindel und Brustschmerzen, aufgrund derer ein Arzt aufgesucht wird. Aus diesem Grund werden Patienten auch häufig erst auf den Verdacht einer Herzerkrankung o.ä. untersucht und behandelt, bevor die körperlichen Symptome als Anzeichen einer Angsterkrankung erkannt werden.
Man unterscheidet bei Angststörungen folgende Erscheinungsformen: Panikstörung, generalisierte Angsterkrankung und Phobien. Phobien lassen sich in Agoraphobie, soziale Phobien und spezifische Phobien unterteilen.
Panikstörungen:
„Die Attacke kommt immer ganz plötzlich, wie aus heiterem Himmel, es schnürt mir den Hals zu, immer enger, mein Herz fängt wie wild an zuschlagen, die Umgebung fühlt sich plötzlich so irreal an, alles fängt an sich zu drehen, mir wird schwindelig, ich habe angst verrückt zu werden, oder zu sterben, Todesangst breitet sich aus. Das bilde ich mir nicht ein, sondern dass passiert wirklich in meinem Körper.
Die Attacken kommen, wie aus heiterem Himmel, ganz plötzlich zum ersten mal im Auto an einem stressigen Tag, seitdem treten sie immer häufiger auf, erst nur im Auto, jetzt sogar zuhause, wenn ich alleine bin. Irgendwann wurde es mir unmöglich, meine Wohnung zu verlassen: was, wenn mich meine Panik da draußen alleine überfällt? So steigerte sich meine Angst vor der Angst immer weiter und weiter. Besonders deprimierend ist, dass die Ärzte sagen, ich sei körperlich total gesund.“
Petra, 32, Kiel
Auch Petra leidet an dieser Angststörung. Die Betroffenen haben plötzlich starke körperliche Symptome, die auch bei jedem gesunden Menschen in einer real lebensbedrohenden Situation auftreten. Panikpatienten leiden jedoch ohne erkennbare Gefahr; sie suchen sich die Angstauslöser selbst. Ereilt sie die Attacke im Warenhaus, fürchten sie sich vor dem Einkaufen und lassen es bald ganz bleiben. Ist es eine Unterführung, werden sie sich einen anderen Weg suchen und verkennen dabei, dass es nicht das Warenhaus oder der Tunnel ist, die den Anfall auslösen, sondern die eigene Angst. „Vermeidungsverhalten“ nennen die Psychologen dieses Ausweichen vor angstauslösenden Plätzen und Situationen. Wenn dann Attacke auf Attacke an immer anderen Stellen folgt, werden die Betroffenen vollends handlungsunfähig. Sie verlassen die Wohnung nicht mehr, hören auf zu arbeiten, leben in ständiger Angst vor der Angst.
Was diese Frau beschreibt, sind Panikattacken, unter denen immer mehr Menschen leiden. Bei dieser Erkrankung treten wiederholt Panikattacken auf. Unter Panikattacken versteht man das plötzliche Auftreten intensiver Angst. Innerhalb weniger Minuten steigert sich die Angst zu einem Höhepunkt. Neben psychischen Anzeichen treten auch ausgeprägte körperliche Symptome wie Herzrasen, Beklemmungsgefühle, Atemnot und Zittern auf. Viele Patienten empfinden starke Todesangst.
Häufig entwickelt sich eine Erwartungsangst vor der nächsten Attacke, auch sozialer Rückzug kann eine Folge der Panikstörung sein. Die Dauer einer Panikattacke schwankt von einigen Minuten bis zu einigen Stunden, in den meisten Fällen hält sie aber 10 bis 30 Minuten an. Panikattacken beginnen immer plötzlich im Leben der Betroffenen und führen sehr schnell zu einer sehr starken Einschränkung der Menschen in allen Lebensbereichen. Ohne eine vernünftige Therapie beginnt mit der 1. Attacke ein Leben unter großen Anspannungen und Einschränkungen. Immer noch vergehen für die meisten Patienten zermürbende Jahre einer Odyssee von Arzt zu Psychologe, bis sie endlich jemanden finden, der sich mit Angsterkrankungen auskennt und sie heilt. Dabei sind gerade Angststörungen sehr gut mit dem richtigen Wissen und der richtigen Therapie zu lösen.
che Symptome wie Herzrasen, Beklemmungsgefühle, Atemnot und Zittern auf. Viele Patienten empfinden starke Todesangst.
Häufig entwickelt sich eine Erwartungsangst vor der nächsten Attacke, auch sozialer Rückzug kann eine Folge der Panikstörung sein. Die Dauer einer Panikattacke schwankt von einigen Minuten bis zu einigen Stunden, in den meisten Fällen hält sie aber 10 bis 30 Minuten an. Panikattacken beginnen immer plötzlich im Leben der Betroffenen und führen sehr schnell zu einer sehr starken Einschränkung im Leben der Menschen.Ohne eine vernünftige Therapie beginnt mit der 1. Attacke ein Leben unter großen Anspannungen und Einschränkungen. Immer noch vergehen für die meisten Patienten zermürbende Jahre einer Odyssee von Arzt zu Psychologe, bis sie endlich jemanden finden, der sich mit Angsterkrankungen auskennt und sie heilt.Dabei sind gerade Angststörungen sehr gut mit dem richtigen Wissen und der richtigen Therapie zu lösen.
Symptome einer Panikattacke:
• Herzrasen
• Atemnot oder Kurztatmigkeit
• Angst die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
• Angst gleich zu streben oder einen Herzinfarkt zu bekommen
• Schwindel, Unsicherheit, Benommenheit oder Ohnmacht nahe zu sein
• Übelkeit, Magenschmerzen
• Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit)
• Depersonalisation (sich losgelöst zu fühlen)
• Zittern oder Beben, Hitzewallungen, Taubheitsgefühle
• Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brust
Ursachen von Panikattacken:
Auf Grund einer lebensgeschichtlichen ungünstigen Basis (Verluste in der Kindheit, problematisches Elternhaus, erhöhte Sensibilität in Bezug auf nicht steuerbare Körperprozesse) kommt es zur ersten Angstattacke nach:
– akuten Verlusterlebnissen, z.B.: Tod einer bedeutsamen Person
– lang anhaltenden Stresszeiten, z.B.: Mobbing in der Firma
– Partnerschaftskonfliken (der Partner bietet einerseits Sicherheit, engt aber gleichzeitig ein und erfüllt wichtige Gefühle nicht)
Der letzte Auslöser ist dann häufig eine alltägliche Lebenssituation, die man nicht sofort verlassen kann:
– Autofahren (Stau, Autobahn, rote Ampel)
– Warten in der Schlange an der Kasse
– Hitze und/oder enge Räume
Folgen der 1. Panikattacke:
Diese erste Angsterfahrung ist dann der Beginn einer oft langwierigen Angsterkrankung, nicht weil sie so schwierig zu heilen ist, sondern weil sie nicht ernst genommen wird.
Immer noch wird der Beginn einer Angststörung von vielen Fachleuten nicht wahrgenommen oder abgetan mit den Worten: „entspannen sie sich mal, oder hier haben sie ein paar Tabletten.“
Genauso wie ein banaler Splitter im Fuß zu massiven Komplikationen führen kann, wenn man ihn nicht herauszieht (Blutvergiftung, Nekrosen, etc.), genauso kann eine Panikattacke zu schweren Beeinträchtigungen führen.
Je länger eine Erkrankung nicht behandelt wird, desto größer sind die Beeinträchtigungen im Leben.
Eine Panikattacke ist immer ein schweres Trauma im Leben eines Menschen und sollte so früh, wie möglich behandelt werden. Eine Panikattacke führt durch die innere Erwartungsangst zu weiteren Panikattacken. Und so beginnt ein Teufelskreis, der gesunde Menschen sehr schnell zu einem Schatten ihrer Selbst werden lässt.
Panikattacken sind sehr gut behandelbar und auch langjährige Erkrankungen lassen sich ganz heilen. Vorsetzung ist aber immer, dass ein Therapeut sein Handwerk versteht und viel Erfahrung in der Behandlung von Angststörungen hat.
Generalisierte Angststörung:
Hierbei handelt es sich um eine lang anhaltende Angst, die nicht nur auf bestimmte Situationen oder Objekte begrenzt ist. Der Patient kann sich nur kurzfristig von dieser Angst ablenken oder distanzieren. Es zeigen sich folgende typische Symptome: motorische Spannung, die durch Zittern, Muskelanspannung und Ruhelosigkeit gekennzeichnet ist, unkontrollierbare Übererregbarkeit, die sich durch Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Mundtrockenheit und Schwindel äußert, übermäßige Wachsamkeit und erhöhte Aufmerksamkeit, die sich durch ein Gefühl der Anspannung, übermäßige Schreckhaftigkeit, Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten und Reizbarkeit bemerkbar macht.
Phobien:
Diese Angststörung wird als eine unvernünftige, sich entgegen besserer Einsicht zwanghaft aufdrängende Angst vor bestimmten Gegenständen oder Situationen definiert. Es werden die folgenden Erscheinungsformen unterschieden:
Agoraphobie:
Die Agoraphobie war, wie der griechische Ausdruck wörtlich ausdrückt, früher allein die Angst vor öffentlichenPlätzen (Platzangst) oder weiten Straßen, genauer gesagt vor Menschenansammlungen und der Öffentlichkeit. Diese Angst führt jedoch im Laufe der Zeit durch Vermeidungsverhalten und Rückzug zu zahlreichen weiteren seelischen Folgestörungen.
Deshalb versteht man heute unter Agoraphobie, einer der schwersten Angststörungen, folgendes:
– die Angst vor weiten Plätzen, aber auch die Angst vor Straßen, Märkten, Kirchen, Brücken, Kino, Essengehen, etc….
– Angst und damit Vermeidung von Situationen, in denen es besonders unangenehm oder gefährlich sein könnte, einen Angstanfall zubekommen:z.B. das „schützende Haus“ zu verlassen und alleine zum Einkaufen oder zur Arbeit zu gehen, Auto zu fahren, an der Kasse zu stehen, Menschenmengen jeglicher Art (Kieler Woche), Zug zu fahren, zum Arzt oder Friseur zu gehen. Immer wird derjenige von der Angst in so einer Siituation begleited – alleine und ohne rasche Hilfeleistung- von einer Angstattacke überfallen zu werden und ihren Folgen hilflos ausgeliefert zu sein.
– beim Versuch, sich solchen Situationen zu stellen, kommt es zu Schweißausbrüchen, Schwindelgefühlen, Herzrasen, Atemnot, Gefühl der Benommenheit, Furcht vor massiven Panikattcken und damit die Kontrolle über sich zu verlieren.
– stängiger Einsatz von Hilfsmittel zur Linderung der Ängste: Regenschirme, Einkauswagen, Handy, das Auto muss immer in sichtbare Nähe sein, Vertrauenspersonen müssen in greifbarer Nähe bleiben, einkaufen nur in Läden, wo man den Ausgang sieht….
Im Laufe der Zeit werden die Betroffenen immer unselbstständiger, resignierter, depressiver, vorallem immer abhängiger von ihrer Umgebung und ihren Bezugspersonen, was zu vielfältigen Spannungen führen kann.
Die Agoraphobie tritt häufig in Verbindung mit einer Panikstörung auf, und ist somit einer der bedeutendensten Angsterkrankungen überhaupt.
Soziale Phobie:
Die soziale Phobie ist eine dauerhafte und unangemessene Furcht vor anderen Menschen, vor allem der Angst, sich lächerlich zu machen, zu versagen oder durch ungeschicktes Verhalten gedemütigt zu werden. Dies kann sich auf konkrete, durchaus nachvollziehbare Situationen beziehen (Furcht vor öffentlichem Sprechen oder Auftreten, Examensangst), kann aber auch als „Angst vor anderen Menschen“ alle normalen zwischenmenschlichen Aktivitäten einschließen (Betreten eines Ladens, Essen, Schreiben, Telefonieren vor/mit anderen usw.). Entscheidend ist der Umstand, daß sich die alltäglichen Handlungen vor den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern auch möglicherweise kritisieren könnten.
Die soziale Phobie ist deshalb eine Menschen- bzw. Situationsangst, deren größtes Problem das daraus folgende Vermeidungs- und Rückzugsverhalten mit Isolationsgefahr ist.
Außerdem drohen im Rahmen einer solchen „Kontaktfurcht“ weitere Symptome meist vegetativer Art. Diese werden häufig als das eigentliche Problem bezeichnet und gar nicht als Begleiterscheinung der sozialen Phobie erkannt. Gerade bei der sozialen Phobie muß man deshalb genau zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden lernen. Solche seelischen, psychosozialen und vegetativen Symptome sind beispielsweise: Rasches Erröten, leise Stimme, verlangsamte Sprechweise, ggf. mimische Starrheit sowie bisweilen die Neigung, den anderen schon rein räumlich nicht zu nahe herankommen zu lassen. Ferner werden u.a. Händezittern, Schweißausbrüche, Übelkeit, Durchfallneigung, Drang zum häufigen Wasserlassen, Herzrasen und -klopfen, Atemnot, Schwindel, trockener Mund, Muskelverspannungen beobachtet.
Die Folgen pflegen eine Beeinträchtigung von Vitalität, geistigem und körperlichem Wohlbefinden, Lebensweise und Zukunftschancen zu sein. Beispiele: vermeiden entsprechender Kontaktsituationen mit partnerschaftlichen, familiären, nachbarschaftlichen, beruflichen und schließlich finanziellen Einbußen, d. h. keine neuen Verantwortungsbereiche werden übernommen, keine neue Stelle angetreten, oder auch „nur“ zu einer Feier oder sonstigen gesellschaftlichen Veranstaltung oder zu einem schlichten Freundestreffen gegangen. Damit drohen noch schneller als bei der Agoraphobie (siehe Seite …) Kontaktarmut, Rückzugs- und Isolationsgefahr. Manchmal kommt es auch hier zusätzlich zu Panikattacken (s. diese).
Beginn – Verlauf – psychosoziale Folgen
Die soziale Phobie beginnt zumeist in den ersten zwei bis drei Jahrzehnten und damit in einem äußerst sensiblen Lebensabschnitt. Fast alle Neuerkrankungen treten vor dem 20. Lebensjahr auf, ein nicht geringer Teil bereits vor dem 12. oder gar 10 Lebensjahr. Daraus resultieren dann meist ernste Entwicklungsstörungen.
Der Verlauf ist in zwei Dritteln aller Fälle chronisch, ansonsten wellenförmig. In günstigen Fällen gibt es spontane Besserungen durch Reifung der Persönlichkeit unter dem Alltagstraining der täglichen Lebensanforderungen. Nicht selten entwickelt sich aber auch ein chronisches Leiden mit hohem Risiko für Folge- und Begleiterkrankungen.
Diese Folge- und Begleiterkrankungen (Fachausdruck: Co-Morbidität) sind ein großes, in unglücklichen Einzelfällen sogar das größere Problem. In sozialer Hinsicht sollen Menschen mit einer sozialen Phobie öfter am Arbeitsplatz fehlen als Gesunde und auch zuletzt drei Mal häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt. Gesundheitlich drohen vor allem Alkoholmissbrauch oder gar Alkoholabhängigkeit, was wohl zumeist mit einem entgleisten Selbstbehandlungsversuch zusammenhängt („ein Gläschen macht frei“). Auf der gleichen Schiene laufen Medikamentenmißbrauch (besonders die angstlösenden und beruhigenden Tranquilizer) und Rauschdrogenkonsum. Nicht selten treten auch Begleiterscheinungen, wie Depressionen und andere Angststörungen, am häufigsten Agoraphobie, aber auch Panikattacken und allgemeine Angstzustände, auf.
Spezifische Phobie:
Diese Störung wird durch die anhaltende Angst vor einem spezifischen Objekt oder einer bestimmten Situation gekennzeichnet Die häufigsten Formen sind: Angst vor Tieren, insbesondere vor Hunden, Insekten, Schlangen oder Mäusen, Angst vor Blut, Angst vor geschlossenen Räumen, Höhenangst, Flugangst oder Angst vor Ansteckung. Diese Ängste sind auch in der Normalbevölkerung weit verbreitet, sie werden erst dann als krankhaft bezeichnet, wenn sie den Tagesablauf, die üblichen sozialen Aktivitäten, Beziehungen beeinträchtigen oder erhebliches Leid verursachen. So kann es z.B. sein, dass ein Patient aus Angst auf der Straße einem Hund zu begegnen, nicht mehr allein das Haus verlässt.
Psychotherapie der Angst:
Psychotherapie ist bei Angststörungen wirksam, wobei verhaltenstherapeutische Interventionen die besten Ergebnisse aufweisen. Da die Psychotherapie von Angststörungen in die Hand der spezifisch ausgebildeten Fachperson gehört, sollen hier die Möglichkeiten der Behandlung nur skizziert werden.
Die kognitive Verhaltenstherapie versucht z.B. bei der Panikstörung die Fehlassoziation von körperlichen Symptomen mit Katastrophe, die konditionierte Angst vor körperlichen Empfindungen, sowie das Vermeidungsverhalten, zu löschen.
Die kognitive Verhaltenstherapie umfasst vier Hauptaspekte:
Information führt über die Vermittlung eines Erklärungsmodells zum Abbau von falschen Vorstellungen über die Angst.
Bei der kognitiven Umstrukturierung geht es darum, mit Hilfe gedanklicher Übungen der Angst entgegenzuwirken und realistischere Bewertungen der Angstsituation zu erlernen.
Bei Expositionsübungen wird der Patient schrittweise mit der angstauslösenden Situation konfrontiert. Er lernt, dass er die Angst aushalten kann, dass sie nach einer bestimmten Zeit abklingt, ohne dass ihm etwas Schlimmes passiert.
Grundprinzip der Behandlung ist es, nicht nur die Angst der Patienten zu reduzieren, sondern ihnen auch Angstbewältigungsstrategien zu vermitteln, die sie selbst einsetzen können (Atemtechniken, Muskelentspannungsübungen, Wahrnehmungsübungen).